Gemeinde

Das fünfte und das sechste Siegel

„Und als es (das Lamm) das fünfte Siegel öffnete, sah ich unter dem Altar die Seelen derer, die geschlachtet worden waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Bis wann, heiliger und wahrhaftiger Herrscher, richtest und rächst du nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?

Und es wurde ihnen jedem ein weißes Gewand gegeben, und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit abwarten sollten, bis auch ihre Mitknechte und ihre Brüder vollendet seien, die ebenso wie sie getötet werden sollen“ (Offb. 6,9-11). Mehr wird uns nach Öffnung des fünften Siegels nicht berichtet. Erst mit dem sechsten Siegel erfahren wir über weitere schreckliche Ereignisse. 

Die ersten vier Siegel, die Weissagungen über die apokalyptischen Reiter, berichten von einem großen, weltumspannenden Krieg; vielleicht dem „Dritten Weltkrieg“, durch den der Antichrist aus der Tiefe des Völkermeeres hervorgespült wird? Dass er schon vor einem solchen Krieg Rang und Namen haben kann, versteht sich von selbst. Man wird in ihm auch nicht gleich von Anfang an den vermuten, der er in Wirklichkeit sein wird. Aber das alles sind immer noch Ereignisse, bei denen der Mensch selbst, unter Gottes Zulassung, die Geschicke lenkt. Anders wird es nach Öffnung des sechsten Siegels sein. Dann beginnen andere Kräfte an Bedeutung zu gewinnen, die der Mensch nicht im Griff hat.ie Zeit des fünften Siegels scheint dagegen gleichsam eine Ruhepause zu sein; ein Aufatmen nach den ersten Geschehnissen und eine „Ruhe vor dem Sturm“ der nachfolgenden. Vielleicht handelt es sich dabei nur um wenige Tage. Es wird Bilanz gemacht, besser gesagt, es erfolgt eine Zwischenrechnung.  

In Bezug auf die Gemeinde Jesu wird festgestellt, dass das Heer der „geschlachteten um des Wortes Gottes und ihres Zeugnisses will, das sie hatten“, zu einer schier unübersehbaren Schar geworden ist. Johannes sieht sie „unter dem Altar“. Das ist der Altar, der vor Gottes Thron steht (vgl. auch Offenbarung 8,5 und Jesaja 6,6). Es handelt sich bei den Seelen um die Märtyrer, um die „Geopferten“, um die, welche denselben Kelch trinken mussten, wie auch ihr Herr und Heiland.

Vornehmlich müssen wir an alle diejenigen denken, die, auf das Betreiben des Antichristen und seiner Vasallen, den Märtyrertod erleiden mussten. Heißt es doch von ihm: „Er wird die Heiligen überwinden“ (Offb. 13,7). Aber er wird gewiss nicht alle umbringen können und von Gott her gesehen auch nicht alle umbringen dürfen. Doch wie zu allen Zeiten die Gläubigen zwischen den Mühlsteinen der Ereignisse zerrieben wurden, so wird es auch sein, wenn wieder die vier Reiter über die Erde galoppieren werden. Zum anderen sind aber wohl alle Märtyrer gemeint, die durch die Jahrhunderte hindurch in großen Verfolgungen ihr Leben lassen mussten.

Jetzt schreien sie nach Rache! Wir wollen das Wort „Rache“ hier nicht überbewerten. Was sie sagen, bedeutet so viel wie: „Ist es nicht genug? Soll denn das Schlachten ungestraft noch weiter gehen? Wann machst Du, heiliger und wahrhaftiger Herrscher, dem allem ein Ende?“ – Es klingt wie Empörung über das, was erneut auf Erden geschieht und deutet somit wohl auch das ungeheure Ausmaß einer Verfolgung an.

Dass es sich bei diesen Getöteten um Gotteskinder handelt, die um Jesu willen den Tod fanden, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass sie alle, ein jeder, ein weißes Gewand bekamen. Das bekommen nur die Überwinder! (Vgl. Offenbarung 3,4-5). „… und es wurde ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit abwarten sollten, bis auch ihre Mitknechte und Brüder vollendet seien, die ebenso getötet werden sollten“ (Offb. 6,11). Diese Aussage deckt sich mit jener, „dass der Antichrist die Heiligen überwinden wird“ (Dan. 7,2 und Offb. 13,7). Dies aber nur so lange, bis Gott die Zeit „abkürzt“ (Matth. 24,22), wo es heißt: „… aber um der Auserwählten willen werden jene Tage verkürzt werden!“  Im nächsten Aufsatz: „Das sechste Siegel“, werden wir erfahren, wie der HErr die Verkürzung vornehmen wird.

Es scheint zur Zeit des fünften Siegels noch ein letztes Aufatmen unter den Völkern stattzufinden. Vielleicht ist es die Zeit, in der sich der emporsteigende Antichrist noch sehr human und relativ christen- und israelfreundlich zeigt. Gerade hat ein großer Krieg wieder einmal die Dinge verändert (evtl. Dritter Weltkrieg), der alles das hinweggespült haben wird, was den weiteren Verlauf der geweissagten Ereignisse noch aufhielt. Nach jedem Krieg gibt es eine Zeit des Wiederaufbaus. Diesmal wohl nur eine kurze Zeit, in die vielleicht schon die erste Hälfte der letzten Jahre unseres Zeitalters fällt. Eine verführerische Zeit einerseits und die letzte Möglichkeit einer kurzen, weltumspannenden Erweckung andererseits, bevor die letzten Dinge geschehen und „die Nacht kommen wird, in der niemand mehr wirken kann“ (Joh. 9,4).  

Es ist sicherlich nicht so sehr entscheidend für uns, ob wir als Märtyrer geopfert werden oder noch den natürlichen Tod erleiden müssen. Auch nicht ob wir zu der sicherlich kleinen Schar gehören werden, die bei Christi Wiederkunft verwandelt wird. So oder so findet für die Gemeinde Jesu die „Entrückung“ statt, denn „die Verwandelten werden denen nicht zuvorkommen, die aus den Gräbern auferstehen werden“ (1. Thess. 13,18). Entscheidend ist das eine, was sich mit dem Wort aus Offenbarung 3,11 ausdrücken lässt: „Ich komme bald! Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz (deine Krone) raube!“

 

Das sechste Siegel

Die Aussagen über die Geschehnisse unter dem sechsten Siegel enden mit Offenbarung 6,17: „Denn es ist gekommen der große Tag seines Zorns, und wer kann bestehen?“  

Bis dahin glaubten die Machthaber der Erde, die Dinge noch „im Griff“ zu haben. Doch wehe denen, „die Wind säen, denn sie werden Sturm ernten!“ Und um mit Goethe zu sprechen: „Die Geister, die ich rief, werd’ ich nicht mehr los!“ Ab jetzt kann man sagen: der Aufmarsch ist vollendet, die Heere Satans sind vollends gegen die Heerscharen Gottes angetreten. Und dieses gewaltige Ringen, das sich in der geistlichen, für uns unsichtbaren Welt abspielt, wird sich auf die Menschheit in erschreckendem Maße auswirken. Nur ein Ereignis steht noch aus: Die Heimholung der Gemeinde Jesu Christi. Dann aber werden die Stürme losbrechen und es wird pausenloses Chaos unter den Völkern herrschen, bis die letzten Jahre abgeschlossen sein werden. Das alles beginnt mit Öffnung des siebenden Siegels.  Doch darüber wollen wir in weiteren Aufsätzen unter einem neuen Buchtitel hören.

Das herausragende Ereignis im sechsten Siegel ist das folgende: „Und ich sah, dass es das sechste Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz, wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut“ (Offb. 6,12). Bei diesem Sachverhalt müssen wir einige Zeit verweilen.

 

Solange es Menschen gibt und auch Aufzeichnungen über kosmische Ereignisse, gibt es keinen Bericht darüber, dass jemals so etwas geschehen wäre. Aber im Alten wie im Neuen Testament lesen wir prophetisch darüber. Mit üblichen Sonnen- und Mondfinsternissen hat das nichts zu tun. Laut Offenbarung ist das Ereignis verbunden mit „einem großen Erdbeben“.

Ich will keine Hypothesen aufstellen über Ursachen und Auswirkungen, wiewohl es einleuchtende Erklärungen gibt. Wichtiger in unserer Betrachtung ist die Tatsache, dass es geschehen wird. Vor diesem Ereignis wird die Wiederkunft Christi nicht stattfinden. Auch die Abrechnung mit dem Antichristen wird erst danach kommen, verbunden mit den Endzeitgerichten Gottes.

Im Allgemeinen spricht man von zwei Phasen der Wiederkunft Christi: a) die Gemeinde zu entrücken und b) dem Chaos in der Welt ein Ende zu bereiten. Das eine wird für die Weltmenschen nur indirekt zu erkennen sein, nämlich daran, dass die Gemeinde Jesu von der Erde genommen sein wird, und das andere wird so sichtbar geschehen, dass die Juden „sehen werden, in wen sie gestochen haben, und dass alle Geschlechter auf Erden heulen werden“ (Joh.19,37). Doch beides wird, soweit ich es erkenne, nicht eher geschehen, bis jenes Ereignis an Sonne und Mond stattgefunden hat.

Wie viele Jahre uns nach diesem kosmischen Ereignis noch verbleiben, das vermag ich nicht zu sagen. Es gibt tausend Berechnungen und spekulative Meinungen, die ich aber nicht für sehr nützlich halte. Gemäß dem erkennbaren Trend innerhalb der Prophetie dürfen wir vermuten, dass dann nur noch eine kurze Zeitspanne verbleibt, bis der restliche Film der Menschheitsgeschichte unseres Zeitalters abgespult sein wird.

Über das kommende Zeichen an Sonne und Mond lesen wir in verschiedenen prophetischen Aussagen des Alten und Neuen Testamentes:

Joel 3,4: „Die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe denn der große und schreckliche Tag des HErrn kommt.“

Jesaja 12,9-10:Denn siehe, des HErrn Tag kommt …, die Sonne geht finster auf und der Mond scheint dunkel.“

 

Matthäus 24,29-30: „Bald aber nach der Trübsal jener Zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden ins Wanken kommen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden und werden kommen sehen des Menschen Sohn mit großer Kraft und Herrlichkeit.“

Markus 13,24: „… aber zu der Zeit, nach dieser Trübsal, werden Sonne und Mond den Schein verlieren.“

Lukas 21,25-26: „Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, denn das Meer und die Wasserwogen werden brausen, und die Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen über die ganze Erde …, und dann werden sie sehen den Menschensohn kommen …“

Apostelgeschichte 2,19-20: „Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut, Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn der große Tag der Offenbarung des HErrn kommt.“

Offenbarung 6,12: „… und die Sonne ward finster wie ein schwarzer Sack, und der Mond ward wie Blut …“

Wir finden in der Bibel noch weitere direkte und indirekte Hinweise auf dieses kommende Geschehen.

 

Kommende Ereignisse, von denen wir prophetisch in der Bibel lesen, können nicht oder nur schwer zeit- und datenmäßig eingeordnet werden. Oft erkennt man große Zeiträume, auch chronologische Folgen, doch die Abstände der Ereignisse zueinander sind schwer fixierbar.

Wir kennen das Beispiel vom Wanderer im Gebirge, wenn er von einem Aussichtspunkt in die Ferne blickt. Er sieht viele Berge hintereinander liegen, weiß aber nicht, wie viele Täler und Schluchten die Gipfel voneinander trennen. Und wenn ihm gar ein großer Berg den weiteren Blick in die Ferne verwehrt, dann kann er nur ahnen, dass sich hinter diesem auch noch Berge befinden.

Präziser werden Zeitangaben im Rückblick auf bereits erfüllte Prophetien, wenngleich man auch da zu groben Fehlschlüssen kommt, wenn man keine ausreichende Bibelkenntnis und nur mangelndes Wissen über Kirchen- und Völkergeschichte hat. Die Offenbarung ist ein Buch mit geöffneten Siegeln. Das heißt, wir sind in der Lage sie zu verstehen. Gott lässt uns jedoch solche Erkenntnisse nicht einfach in den Schoß fallen. Auch da gilt Jesu Aufforderung: „… forschet in der Schrift.“  

Es ist nicht möglich zu sagen, in welchem Jahr der „weiße Reiter“ seinen Siegeszug beginnen wird. Ausleger sehen diesen Zeitpunkt bereits vergangen. Man nennt die Französische Revolution und Napoleon Bonaparte. In der Tat ein sehr bedeutsamer Zeitpunkt. Von dort an entwickelten sich die Dinge in eine andere Richtung. Man nennt auch den Ersten Weltkrieg. Und tatsächlich haben drei Kaiserreiche diesen Krieg nicht mehr überstanden: Deutschland, Österreich und Russland. Diesen und anderen Auffassungen kann ich aber nicht so ohne weiteres zustimmen. Noch ist die Zeit der Gemeinde Jesu, noch ist das „was da ist“ (Offb. 1,19), trotz Kriege und Kriegsgeschrei, trotz Erdbeben und teure Zeiten. Jesus sagte dazu: „…aber das Ende ist (mit diesen Dingen) noch nicht gekommen“ (Matth. 24,6).  

 

In Kapitel 4,1 der Offenbarung wird zu Johannes gesagt: „Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.“ Gehen wir davon aus, das der „Reiter auf dem weißen Pferd“ der Antichrist ist, der sich anschickt, die Welt zu erobern, dann sind alle Siegeloffenbarungen noch zukünftig, was aber nicht heißt, dass sie nicht bereits morgen beginnen könnten. Die Zeit ist dazu reif. Das Bild hat bereits einen Rahmen, es muss nur noch auf die Leinwand gemalt werden. Wenn aber das geschehen wird, dass Sonne und Mond für eine gewisse Zeit ihren Schein verlieren (vielleicht ein Ereignis, das nur auf wenige Tage befristet ist), verbunden mit anderen kosmischen Ereignissen, und auch einem großen Erdbeben, dann können wir ganz genau sagen, wo wir heilsgeschichtlich stehen. Dann ist der Tag des HErrn gekommen und es mag nur noch Monate oder einige Jahre dauern, bis er offenbar werden wird. Dann gilt für die gläubige Gemeinde das Wort aus Lukas 21,28: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter darum, dass sich eure Erlösung naht.“  

 

Anmerkung: Als ich 1984 die ersten Aufsätze zur Offenbarung veröffentlichte, waren viele Ereignisse, von denen wir heute wissen, noch nicht eingetreten. Denken wir an den Fall der „Berliner Mauer“ 1989 und an die Beseitigung des „Eisernen Vorhangs“ (für mich die Beseitigung der „Schwertwunde“, durch den Zweiten Weltkrieg verursacht) und ein Jahr später, 1990 die „Deutsche Wiedervereinigung“ und darauffolgend, die immer größer werdende Bündelung europäischer Länder zur „Vereinigung Europas“. Inzwischen gibt es auch schon lange die Reisefreiheit auch in den osteuropäischen Ländern, ebenso in 17 europäischen Ländern die Währungsunion (Euro).

Dann, zu Beginn des neuen Jahrtausends, der schreckliche Terroranschlag auf das „World Trade Centre“ in New York, am 11. September 2001; etwas noch nie da Gewesenes. (Für mich der Eintritt in den letzten Zeitabschnitt unseres heutigen Zeitalters). Nachfolgend Naturkatastrophen von gewaltigem Ausmaß, so dass jeweils gesagt wurde: „Seit Menschen Gedenken“ oder „seitdem es Aufzeichnungen gibt“. So zum Beispiel auch, allerdings von Menschen gemacht, die „Ölpest im Golf von Mexiko“. Ein weiterer „Paukenschlag“ Anfang 2011: Erdbeben, Flutkatastrophe und „Atom-Super-Gau“ in Japan, was wenigstens vorerst in Deutschland ein Umdenken bezüglich der Energiewirtschaft brachte. Man könnte noch vieles aufzählen und wir müssen noch vieles erwarten, was in die gleiche Richtung weist.  

Des Weiteren: Irak, Afghanistan, Pakistan als Terror- und Kriegsschau-plätze; die „unlösbare“ Nahost-Situation; der so genannte „Arabische Frühling“ und die Gräuel in Syrien und im Irak, verstärkt durch die islamistischen Mörderbanden der IS; die Finanzkrise von 2008 und nachfolgende Wirtschaftskrise von 2009 und, und, und. Die letzten drei Jahrzehnte seit 1984 haben uns dem oben angedeuteten Zeitpunkt bereits sehr nahegebracht. Zu allem kommt noch die rasante Weiterentwicklung von Technik und Elektronik mit allen ihren Facetten, ohne die wir heute noch lange nicht so weit wären, wie wir inzwischen gekommen sind. Es wird Zeit für die Gläubigen anzufangen, die „Häupter zu erheben“, wie wir weiter oben geschrieben haben.

 

Im sechsten Siegel lesen wir dann über weitere Ereignisse: „und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, gleich wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von großem Wind bewegt wird. Und der Himmel entwich wie eine Buchrolle, die zusammengerollt wird und alle Berge und Inseln wurden bewegt von ihrer Stätte“ (Offb. 6,13-14).

Es wird Johannes sehr schwergefallen sein, die Dinge, die er sah, in Worte zu kleiden. Vielleicht ist es ihm aber auch nicht schwergefallen, weil er das aussprach, was er gesehen hatte. Es fielen Sterne vom Himmel. Das muss nicht heißen, dass die Planeten auf die Erde stürzen werden. Das, was sich vor seinen Augen abspielte, kann ein „Meteorregen“ gewesen sein. Vielleicht kommt ein Komet der Erde sehr nahe. Gerät sein Schweif zwischen Erde und Sonne, dann ist diese für eine gewisse Zeit nicht oder nur schemenhaft zu sehen. Sandstürme in der Wüste vermitteln einen ähnlichen Eindruck.

Auch die Verfärbung des Mondes lässt darauf schließen. Wir wissen, wenn der Mond aufgeht, dann erscheint er in der Farbe wie eine Orange. In diesem Winkel muss sein Licht mehr Atmosphäre durchdringen. Wenn er hoch am Himmel steht, wirkt er blass. Und mit der Geschwindigkeit, in welcher eventuell ein Komet zwischen Erde und Sonne hindurch zieht – offenbar weniger der Komet selbst, aber sein Schweif – erscheint das zeitweise Verschwinden der Sterne am Himmel, als würde dieser zusammengerollt.

 

Wenn es bei diesem kommenden Geschehen tatsächlich um ein, wie von mir geschildertes, Naturereignis geht, dann geschieht solches nicht plötzlich. Schon Tage zuvor wird man um die herannahende Gefahr wissen. Wenn es dann so weit ist, wird es Tage dauern, bis sie vorübergezogen ist. Aber was wird dieses Ereignis hinterlassen? So können wir die nächsten Verse gut verstehen: „Und die Könige der Erde und die Großen und die Obersten und die Reichen und die Gewaltigen und alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Klüften und Felsen an den Bergen und sprachen zu den Bergen und Felsen: Fallet über uns und verbergt uns vor dem Angesicht des, der auf dem Thron sitzt (Gott), und vor dem Zorn des Lammes (Jesus). Denn es ist gekommen der große Tag seines Zornes und wer kann bestehen? (Offb. 6,15-17).

Auf einmal wissen sie alle, wer es ist, der solches über die Menschheit bringt. Doch der weitere Verlauf der Offenbarung lässt erkennen, dass mit dem Vorübergehen dieser Katastrophe, wie schrecklich sie auch sein wird, all das wieder in Vergessenheit gerät, was man in der Stunde des Schreckens Gott gegenüber gelobt haben mag. Wie so oft wird man in den Zeitungen lesen können: „Wir sind noch einmal davongekommen.“ Aber die Tragödie nimmt ihren weiteren Verlauf. Nach dem ersten Aufzug auf der Weltbühne werden noch weitere folgen, bis zum großen Finale.    

                                                          

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Die Zeit des sechsten Siegels geht in Kapitel 7 der Offenbarung noch weiter. Dem sind auch die beiden folgenden Aufsätze gewidmet. Doch zunächst einige Worte zu den ersten drei Versen: „Und danach sah ich vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, die hielten die vier Wind der Erde, auf dass kein Wind über die Erde bliese, noch über das Meer noch über irgend einen Baum. Und ich sah einen anderen Engel aufsteigen von der Sonne Aufgang, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes und schrie mit großer Stimme zu den vier Engeln, welchen gegeben war zu beschädigen die Erde und das Meer; und sprach: Beschädiget die Erde nicht, noch das Meer, noch die Bäume bis, dass wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen.“

 

Was Johannes da gesehen hat, ist genauso verwunderlich, wie fast alles, was die Offenbarung anbelangt. Uns muss es aber nicht verwundern. Visionen sind stehende Bilder oder filmähnliche Handlungen. Da sie hier gewaltige Dinge aussagen, können sie kaum anders wiedergegeben oder gezeigt werden als in Symbolen.

Johannes sieht einen großen Teil der Erdoberfläche und er erkennt, es geht hier nicht nur um ein bestimmtes Land, sondern um den bewohnten Weltkreis. An den vier Ecken des Horizontes (die Erde selbst ist rund und hat keine Ecken), sieht er die vier Engel Gottes stehen. Auf dieser Erdoberfläche sieht er Meer und Land, er sieht auch Landschaft, nämlich Bäume. Und er nimmt war, dass weder Land noch Meer vom Wind bewegt werden. Die See ist glatt, die Bäume und Sträucher bewegen sich nicht. Es herrscht völlige Ruhe. Und eben das war die Aufgabe der vier Engel. Sie hielten den Wind zurück, sodass er von keiner Himmelsrichtung über die Erde blies.

Hier geht es nicht um das natürliche Wehen des Windes. Hier wird uns gezeigt, dass in Aussicht stehende „Gerichtsstürme“ noch aufgehalten werden. Es sind Engel mit Vollzugsgewalt. Noch sollen sie warten, bis, wie wir aus dem Folgenden im 7. Kapitel sehen, zwei wichtige Ereignisse stattgefunden haben. Und das beginnt mit der „Versiegelung der Knechte Gottes“. Ihnen darf und wird kein Leid geschehen, wenn Gottes Gerichtsstürme über die Menschheit hereinbrechen. „… bis dass wir versiegeln …“ drückt eigentlich einen Zeitraum aus. Es wird nicht gesagt, wie lange es dauern wird, bis die Versiegelung abgeschlossen ist.

Auch mit Beginn des siebten Siegels (Offenbarung 8,1) wird eine kurze Ruhepause angedeutet:  „… ward eine Stille in dem Himmel bei einer halben Stunde.“  Hier mag vorerwähntes zum Tragen kommen.

 

Nach den Ereignissen der ersten sechs Siegel (evtl. einem Dritten Weltkrieg, dem durch kosmische Ereignisse ein jähes Ende bereitet wird), und dem, was wir in Matthäus 24,22 lesen: „… wenn die Zeit nicht abgekürzt würde, würde kein Mensch selig werden, aber um der Auserwählten willen ist die Zeit verkürzt …“, und vor Beginn der Ereignisse im 7. Siegel, mag noch einmal eine kurze Zeit der Ruhe, des relativen Friedens, der Besinnung einkehren. Vielleicht ist dies die Zeit einer großen Erweckung nach einem schrecklichen Krieg und eines Sinneswandels, nachdem der Schock wegen der kosmischen Ereignisse noch allen Menschen in den Gliedern steckt.

 „… sie hielten die vier Winde der Erde …“ (Offb. 7,1) und „… ward eine Stille in dem Himmel bei einer halben Stunde …“ (Offb. 8,1).

 

© Peter Assmus