Gemeinde

Der Reiter auf dem schwarzen Pferd

"Und da es das dritte Siegel auftat, hörte ich das dritte Tier sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in der Hand. Und ich hörte eine Stimme unter den vier Wesen sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen; und dem Wein und Öl tue kein Leid“ (Offb. 6,5-6). 

So, wie es zu allen Zeiten war, wird es auch am Ende geschehen. Expansionsbestrebungen der Mächtigen dieser Welt führen unweigerlich zu Kriegen und diese bringen unbeschreibliche Not über die Menschen. So kennzeichnet auch der Reiter auf dem schwarzen Pferd die ungeheuerliche Not durch Hunger und Teuerung, die über die Welt gehen wird, wenn der Antichrist alles in Bewegung setzt, um die Menschheit in seinen Bann zu schlagen.

Je enger die internationalen Verflechtungen werden, desto katastrophaler wirken sich Kriege aus. Wirtschaftskrisen, an einem Ende der Welt verursacht, breiten sich in Windeseile über alle Völker aus. Schon wissen wir davon ein Liedchen zu singen. Aber wie viel mehr werden die Menschen davon betroffen sein, die die Zeit des Antichristen miterleben müssen.

Der „Dritte Reiter“ bringt also keineswegs irgendetwas Neues, noch nie da Gewesenes über die Menschheit. Das, was ihn von seinen Artgenossen unterscheidet, die immer wieder durch die Zeitalter hindurch ihr Unwesen auf Erden getrieben hatten, ist lediglich das ungeheure Ausmaß, der weltumspannende Schrecken, sind die Rekordzahlen des Verderbens an Menschen und Vieh.

Das Kennzeichen dieses Reiters ist die Waage, die er in der Hand hält. Ein sehr bedeutsames Instrument, das wir nicht übersehen dürfen. Auf den ersten Blick gesehen, erkennen wir mit Schrecken, die wir Kinder der Industrienationen und des Wohlstandes sind: Jetzt wird abgewogen! Das aus dem Überfluss Schöpfen hat aufgehört! Die Teuerung hat alle erreicht, umspannt die gesamte Erde. „Ein Pfund Weizen um ein Silberstück, drei Pfund Gerste um ein Silberstück.“ – Das kommt uns zunächst nicht teuer vor – ein Silberstück. Wir müssen jedoch von den Gegebenheiten ausgehen, die zur Zeit des Johannes herrschten.

Wenn ich die Luther-Bibel in die Hand nehme, dann finde ich unter „Münzen“ im Anhang entsprechende Erklärungen, die uns eine Hilfe sein können. Dort heißt es, dass die griechische Drachme oder der römische Denar das damals übliche „Silberstück“ waren. Wie steht es nun mit der Kaufkraft von damals zu heute? Wer hatte damals schon ein Silberstück aufzuweisen, in einer Zeit, in welcher der Gegensatz zwischen Armen und Reichen noch viel gravierender war, als in unseren Tagen, gehen wir von den wohlhabenden Industrienationen aus.

Ein Silberstück, das bedeutete für den einfachen Bürger Wohlstand. Mit anderen Worten: die Teuerung wird so sein, dass man sich Weizen und Gerste nicht mehr leisten kann. Es wird an den Grundnahrungsmitteln fehlen. Saat und Ernte fallen eine zeitlang aus. Der weltumspannende Krieg hat seine verheerenden Folgen.

Aber da gibt es noch einen interessanten Nebensatz: „… aber Öl und Wein taste nicht an!“ Also kann man verstehen: Weizen und Gerste werden Mangelware sein, Öl und Wein jedoch sind genügend vorhanden? Ein seltsames Wort. Ich habe schon Auslegungen darüber gehört, will aber nicht besonders auf diese eingehen. Mich bewegt ein Gedanke, der mir geworden ist, nachdem ich um diesen Sachverhalt betete: Öl scheint mir bei dieser Aufzählung das positive, Wein das negative Element zu sein. Öl ist ein Bild für wichtige Nahrung, für heilende Salbung, für geistliche Segnung. Bei aller Not und Teuerung, an Öl wird es doch nicht fehlen, aber nur für die, welche nach dem „Öl“ verlangen haben. Ist für uns hier vielleicht wieder einmal die trostvolle Feststellung im Worte Gottes zu finden, dass der HErr die Seinen bewahren wird? Auch sie leiden Hunger unter den auftretenden Umständen; wie viel noch später, wenn sie nicht „kaufen noch verkaufen“ können, weil sie den Antichristen nicht anerkennen und die „Schlüsselzahl“ in ihren Ausweispapieren nicht führen wollen, mittels der alleine man Handel und Wandel treiben kann. Dennoch, das Öl wird nicht ausgehen! Die göttliche Salbung ist über ihnen. Für sie gilt das Wort an die Gemeinde zu Philadelphia: „Weil du bewahrt hast das Wort von der Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden“  (Offb. 3,10).   

Die Welt aber „ersäuft“ ihren Kummer im Alkohol. Sie sucht das zeitweilige Vergessen im Rausch, so wie es zu allen Kriegszeiten gewesen ist. Keine Hinwendung zu Gott durch Buße und Gebet, sondern sich steigernde Unmoral, Gottlosigkeit und Gotteslästerung.

Wie sagt die Stimme unter den vier Gestalten zu dem Reiter auf dem schwarzen Pferd? „… aber Öl und Wein taste nicht an!“ Das ist ein Befehl. – Die einen erfahren trotz Trübsal göttliche Bewahrung, nicht abzugleiten, beständig zu bleiben, Gott zu ehren, mit erhobenen Häuptern auf die Erlösung wartend, dem Öl des Heiligen Geistes zugewandt. Die anderen taumeln, fallen, bleiben liegen und kommen um, ohne Hoffnung; ihre Zuflucht ist der Rausch und ohne den Betrug zu erkennen, sinken sie dahin. Sie werden vom Weltgeist regiert, der ihnen trotz Teuerung in Hülle und Fülle das darreicht, was ihr Verderben verursacht, bis der vierte Reiter kommt, der sie von der Erde holt.

Es kann aber auch noch anders erklärt werden. Geht es hier um das Speiseöl? Wie steht es mit dem Erdöl? Noch vor einige Jahren wurde gesagt: „Die Ölreserven der Erde gehen dem Ende zu.“ Inzwischen ist die Lage völlig anders. Die Erde hat noch sehr viele Reserven. Das Rohöl wurde so billig in unseren Tagen (2015/2016), dass die Förderländer sich geradezu „unterbieten“, um es los zu werden. Ohne Erdöl und die damit verbundenen tausend Produkte, kann man auch schlecht Krieg führen. Die Flugzeuge müssen fliegen, die Panzer müssen rollen. Und überhaupt, die Bodenschätze der Erde, die von vielen Völkern beansprucht werden (siehe China), werden zu Streit und Kriegen beitragen.

© Peter Assmus 1984