Gemeinde

Der himmlische Reichstag

Mit dem vierten Kapitel beginnt die eigentliche Offenbarung der letzten Dinge an den Apostel Johannes. Auf Patmos hatte er seinen auferstandenen Herrn erlebt (Kap. 1) und er hatte die sieben Sendschreiben an die Gemeinden empfangen und niedergeschrieben.

Jetzt berichtet er weiter: „Danach sah ich und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel …“

Ich stelle mir das so vor: Im weiteren Verlauf seiner Begegnung mit dem Herrn Jesus auf der Insel Patmos blickt er aufwärts und sieht in einer Vision eine geöffnete Tür im Himmel. Neue Verwunderung kommt über ihn. Da hört er die Stimme dessen, der zuvor mit ihm geredet hatte, laut „wie eine Posaune“, die sprach: „Steige herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll“ (Offb. 4,1). Und dann schreibt Johannes weiter: „Und alsbald war ich im Geist.“ Jetzt war er der irdischen Welt entrückt. Was immer auch stattgefunden haben mag, Johannes befand sich in einer anderen Dimension. Er wurde in die Gegenwart Gottes gerückt. Und nur in der Gegenwart Gottes kann man solche Offenbarungen empfangen, wie er sie empfangen hat. Aber bevor es dazu kommt, dass ihm gezeigt werden soll „was nach diesem Geschehen wird“, erlebt er Szenen in der Himmelswelt, die ihn beeindrucken und überwältigen.

Johannes wird gewürdigt, im Geiste einem göttlichen „Reichstag“ beizuwohnen. Das, was er sieht, muss, als real betrachtet werden, es ist nicht symbolhaft. Gläubige Christen dürfen sich darauf vorbereiten ebensolchen Reichstagen in der Himmelswelt beiwohnen zu dürfen, nachdem sie der „ersten Auferstehung“ teilhaftig geworden sind. Und Johannes berichtet: „Und siehe, ein Thron war gesetzt im Himmel, und auf dem Thron saß einer“ (Kap. 4,2). Obwohl er danach noch viele Eindrücke von diesem „Reichstag Gottes“ beschreibt, erkennt er doch den alles überragenden Mittelpunkt. Gott, der Vater, ist der Höchste! Sein Thron ist der überragende Platz, der Mittelpunkt der himmlischen Welt und des ganzen Universums. Von diesem Thron aus wird regiert; zu diesem Thron hin wird alles geführt. Selbst das Gericht wird dort gehalten werden, wenn am Ende auch die Gottlosen vor Ihm erscheinen müssen.

Dann wird sich erfüllen, was geschrieben steht: „Vor Ihm müssen sich beugen alle Knie… und alle Lippen müssen bekennen, dass Er der HErr ist“ (Phil. 2,9-10). Wenn dieser Ausspruch auch in erster Linie den Sohn Gottes betrifft, den der Vater zum „Herrn aller Herren“ gemacht hat, so müssen wir uns doch daran erinnern, dass Jesus mit seinem Vater gemeinsam auf dem Thron sitzt (Offb. 3,21).

Johannes sieht nicht „einen alten Mann mit langem Bart“ auf dem Thron sitzen, wie das oft auf Bildern dargestellt wird. Ja, er wagt es nicht, Ihn in menschlicher Weise zu vergleichen. Johannes schreibt: „Und der dasaß, war gleich anzusehen wie der Stein Jaspis und Sardis; und ein Regenbogen war um den Thron, gleich anzusehen wie ein Smaragd“ (Kap. 4,3).

Ob das, was mit diesen kostbaren Steinen verglichen wird, so etwas wie eine Schutzbarriere ist? Hat Gott verhindert, dass Johannes ihn vor der Zeit sehen soll und wie er wirklich aussieht? Wir sollten da an zwei Tatsachen denken: „… wer Gott von Angesicht sieht, der muss des Todes sterben“ (2. Mose 3, 20 und 1. Timotheus 6,16) und  „… wir werden einmal sein, wie Er ist, denn wir werden ihn sehen, wie Er ist“ (1. Johannes 3,2). – Noch war Johannes auf der Erde, noch hatte er einen Auftrag zu erfüllen und es war ihm nicht gestattet, dort zu bleiben, wo hinauf er beordert worden war.

Im vierten Vers lesen wir: „Und um den Thron waren 24 Throne, und auf diesen saßen 24 Älteste, mit weißen Kleidern angetan, und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen“ Ist Gott ein „Großkönig“, die anderen Könige zu Beratern haben muss? Sicherlich nicht! Und doch lässt er Menschen, die Erlösten, an seinem Regiment teilnehmen. Aus ihnen sind 24 Älteste erwählt, die als „Teilhaber an den Ratschlüssen Gottes“ um den Thron versammelt sind. Weiße Kleider und Kronen deuten ohne Zweifel auf Überwindung und Belohnung hin. Mit wem wir diese Ältesten identifizieren können? Das wissen wir nicht. Es gibt viele Vermutungen. Ich muss es offenlassen.

Aber das Geschaute erhärtet den Glauben an die wunderbaren Verheißungen Gottes, dass einmal die Überwinder mit Christus regieren werden. Nicht nur diese 24 Ältesten, die als gekrönte Häupter um Gottes Thron versammelt sind, sondern alle Gotteskinder. Doch diese 24 Personen sind in Gott unmittelbarer Nähe. In Vers 10 lesen wir, dass sie vor dem niederfielen, der auf dem Thron saß, und dass sie den anbeteten, „der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.“  

Sie legen selbst ihre kostbaren Kronen vor Gott nieder und rufen: „Herr, Du bist würdig zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen haben sie das Wesen und sind geschaffen.“ Das ist kein blinder Gehorsam oder devotes sich Unterordnen im negativen Sinne, wie das vielfach in der Welt geschieht, wenn sich die Kleinen vor den Großen demütigen müssen. Die 24 Ältesten beugen sich aus Dankbarkeit. Sie wissen, dass sie unverdienterweise gekrönt wurden und sind deshalb auch jederzeit bereit, ihre Kronen zurückzugeben.

In Vers 5 lesen wir: „Und von dem Thron gingen aus Blitzen, Donner und Stimmen; und sieben Fackeln mit Feuer brannten vor dem Thron, welches sind die sieben Geister Gottes.“  Noch einmal erkennen wir, dass auch die Gerichtsbeschlüsse und die Befehle Gottes von diesem Thron ausgehen. Das ersehen wir auch aus den nachfolgenden Kapiteln der Offenbarung.

Dann sind auch da die sieben Feuerfackeln vor dem Thron, „welches sind die sieben Geister Gottes.“  Von ihnen ist einige Male die Rede und wir wollen etwas bei diesem Thema verweilen. Was mag das bedeuten: „Sieben Geister Gottes?“ Wissen wir nicht um den einen Heiligen Geist? Die Bibel bezeugt uns die  Gottheit  in drei Personen: Gott, der Vater; Gott, der Sohn; und Gott, der Heilige Geist.  

Wir begegnen diesen „sieben Geistern Gottes“ verschiedene Male. So hat das Lamm in Kapitel 5,6 „sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande.“  Kapitel 1,4: „… und von den sieben Geistern, die da sind vor seinem Thron.“  Kapitel 3,1: „… das sagt, der die sieben Geister Gottes hat …“

Aus diesen Schriftstellen geht wie folgt hervor: Jesus hat die sieben Geister zu seiner Verfügung; ihr Platz im Himmel ist vor dem Thron Gottes; sie sind in der Lage, alles zu überblicken und werden in alle Lande ausgesandt, heilige Aufträge Gottes auszuführen. Das geschieht ohne Frage unter der Leitung des Heiligen Geistes. Sie selbst aber sind nicht der Heilige Geist, sondern Geister.

Hier handelt es sich um Engel Gottes. Und so lesen wir im Hebräerbrief 1,14: „… sind sie nicht allzumal dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit?“

So, wie die 24 Ältesten die höchste Vertretung der gesamten Menschheit vor Gottes Thron verkörpern, so sind die sieben Geister Gottes offensichtlich die Fürsten unter den Engeln, die vor Gottes Thron die Engelwelt vertreten und im Auftrag des Allerhöchsten die Anführer der himmlischen Heere sind. Denken wir an den Erzengel Gabriel, der sogar die Geburt Jesu ankündigte oder an Michael, der eine besondere Rolle in den Berichten Daniels spielt.

In den Apokryphen werden weitere benannt, so zum Beispiel Raphael. Und es ist zu vermuten, dass es diese sieben Geister Gottes, diese Engelsfürsten sind, die die letzten sieben Posaunen blasen, von denen die Gerichte Gottes für die Endzeit eingeleitet werden. Hinsichtlich Jesu Wiederkunft lesen wir: „Denn er selbst, der HErr, wird mit einem Feldgeschrei und der Stimme des Erzengels und mit der Posaune Gottes hernieder kommen vom Himmel …“ (1. Thess. 4,16).   

Johannes berichtet im Weiteren seine Eindrücke bei diesem großen Reichstag Gottes und schreibt: „Und vor dem Thron war ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall, und mitten am Thron und um den Thron vier Tiere (Wesen, Gestalten) voll Augen vorn und hinten“ (Offb. 4,6).

Das „gläserne Meer“ ist ein Becken, offensichtlich gefüllt mit kristallklarem Wasser. Was hat es für eine Bewandtnis? – Der Tempel im Alten Bund war ein Schattenbild dessen, was sich im Himmel befindet. Und so lesen wir zum Beispiel von einem solchen Becken, das der König Salomo in den Tempel stellen ließ: „Und er machte ein Meer, gegossen, von einem Rand zum anderen zehn Ellen weit, rundumher, und fünf Ellen hoch, und eine Schnur dreißig Ellen lang war das Maß ringsum … Und es stand auf zwölf Rindern, deren drei gegen Mitternacht gewandt waren, drei gegen Abend,

drei gegen Mittag und drei gegen Morgen, und das Meer obendrauf; dass alle Hinterteile inwendig waren“ (1. Kön. 7,23-25).

Das war ein wunderbares Kunstwerk. Es war ganz aus Erz gegossen, wie wir aus 2. Könige 25,13 ersehen: „… aber das eherne Meer, das am Hause des Herrn war, zerbrachen die Chaldäer und führten das Erz gen Babel.“

In Offenbarung 15,2 lesen wir noch einmal vom „gläsernen Meer“, wenn es heißt: „… und ich sah wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten … standen an dem gläsernen Meer und hatten Harfen Gottes und sangen das Lied des Mose …“

Sowohl Wasser als auch Feuer deuten auf Reinigung und Läuterung hin; darin dürfen wir auch den Sinn dieses Beckens erkennen.

Was ist aber mit den „vier Tieren“, wie es Luther übersetzt? Treffender wird von „vier Wesen“ gesprochen, die um den Thron stehen. – „Das erste war gleich einem Löwen, und das andere gleich einem Kalbe, und das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte war gleich einem fliegenden Adler. Und ein jegliches der vier Wesen hatte sechs Flügel, und sie waren außen herum und inwendig voll Augen und hatten keine Ruhe Tag und Nacht und sprachen: Heilige, heilig, heilig ist Gott der HErr, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und der da kommt“ (Kap. 4,7-8).  

Diesen vier Wesen begegnen wir auch bei Hesekiel im ersten Kapitel. Auch dort hat Hesekiel, wie Johannes in der Offenbarung, eine Vision vom Thron Gottes. Diese vier Wesen spielen bei Hesekiel eine besondere Rolle und werden noch deutlicher hervorgehoben, als es bei Johannes geschieht. Dabei muss uns zunächst eines auffallen: jedes Wesen hat ein Löwen-, ein Ochsen-, ein Menschen- und ein Adlerantlitz. Da die Wesen bei Hesekiel in Bewegung waren, konnte er sie von allen Seiten sehen und diese Feststellung machen. Johannes dagegen schaute von einer Richtung auf die Szenerie. So sah er nur ein Antlitz bei einem jeden der Wesen, da es aber jeweils ein verschiedenes war, konnte er auch alle vier Arten Angesichter erkennen.

Diese Wesen haben demnach nur „Vorderseiten“, wenn auch nach vier Richtungen und in jede der vier Himmelsrichtungen schauen alle vier Arten der Angesichter; wie es heißt: „… voller Augen inwendig und außen …“ Und da diese vier Wesen um den Thron Gottes angeordnet platziert sind, blicken auch gleichzeitig alle vier Arten von Angesichtern zum Thron hin.

Es ist zu vermuten, dass diese vier Wesen aus Offenbarung 4 eben dieselben sind, wie die in Hesekiel 1 und 10, die dort auch Cherubim genannt werden. Scofield schreibt, und dem möchte ich mich anschließen: „Die Cherubim sind symbolisch für Gottes heilige Gegenwart und Unnahbarkeit. Sie sind himmlische Wesen, die die Gerechtigkeit Gottes bewachen und rechtfertigen, sie verkünden die Gnade Gottes und die Herrschaft Gottes. – In dem Allerheiligsten wohnt Gottes Herrlichkeit zwischen den Cherubim.“ (Es empfiehlt sich, unter dem Stichwort „Cherubim“ in einer Konkordanz nachzuschlagen).

Hinsichtlich der Offenbarungen über den Thron Gottes wäre eine besondere Betrachtung zu schreiben, um das gesamte Thema umfassen zu können. Das soll hier nicht geschehen. Aber eines darf uns erneut klar werden: Den Augen des lebendigen Gottes bleibt nichts verborgen. Bei ihm ist alles registriert; nicht nur schriftlich (siehe Gericht: „… es wurden Bücher aufgetan“), sondern auch visuell. Das beweisen uns die Aussagen der Bibel über Visionen, die sowohl Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft umfassen. Es wird sicherlich nicht an Blasphemie grenzen, wenn wir sagen, dass der lebendige Gott in diesen wunderbaren Wesen etwas erschaffen hat, wogegen unsere modernsten Computer mit ihren erstaunlichen Leistungen nur stümperhafte Nachahmungen sind, was ihre Wirkungsweise betrifft. Und das, was bei Hesekiel beschrieben wird, erhärtet geradezu meine Aussage.

Bleibt aber noch die Frage nach den „vier Arten“ von Angesichtern bei diesen himmlischen Wesen. Wer mag das wissen, wenn es ihm nicht von Gott offenbart wird? Darüber habe ich folgende Gedanken anderer Ausleger gehört, von denen ich zwei erwähnen und einfach im Raum stehen lassen will: Sie symbolisieren alle von Gott geschaffenen Lebewesen oder auch: sie symbolisieren

bestimmte Eigenschaften, jedoch in der höchsten (sprich göttlichen) Potenz: der Löwe die absolute Majestät; der Stier die unübertreffliche Stärke und Allgewalt; der Mensch die alle Wesen überragende Intelligenz und Weisheit; der Adler die Erhabenheit und Allgegenwart. Dabei soll bemerkt werden, dass das menschliche Aussehen nicht auf Gott zu übertragen ist, sondern dass das göttliche Aussehen auf den Menschen übertragen werden muss, wobei einzugestehen ist, dass der Mensch nach dem Sündenfall nur eine Karikatur der Urschöpfung ist. Im Blick auf Adam, der Urschöpfung des Menschen, sprach Gott: „Auf, lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei“ (1. Mose 1,26). Diese Ebenbildlichkeit bezieht sich demnach auf Gestalt, Wesen und Geist.

 

Das Lamm öffnet die Siegel

Das, was der Apostel Johannes im weiteren Verlauf seiner Vision über den Reichstag Gottes sieht, ist so groß, so würdig und erhaben, dass es kaum einer Erklärung bedarf. Deshalb will ich auch den Wortlaut des 5. Kapitels hier wiedergeben (nach Luther).  „Und ich sah in der rechten Hand des, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben inwendig und auswendig, versiegelt mit sieben Siegeln. Und ich sah einen starken Engel, der rief aus mit großer Stimme: Wer ist würdig das Buch aufzutun und seine Siegel zu brechen? – Und niemand im Himmel noch auf Erden noch unter der Erde konnte das Buch auftun und hineinsehen. Und ich weinte sehr, dass niemand würdig erfunden ward, das Buch aufzutun und zu lesen noch hineinzusehen.

Und einer von den Ältesten spricht zu mir: Weine nicht! Siehe, es hat überwunden der Löwe, der da ist aus dem Geschlecht Juda, die Wurzel Davids, aufzutun das Buch und zu brechen seine sieben Siegel. Und ich sah, und siehe, mitten zwischen dem Thron und den vier Wesen und zwischen den Ältesten stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre, und hatte sieben Hörner und sieben Augen, das sind die sieben Geister Gottes, gesandt in alle Lande. Und es kam und nahm das Buch aus der rechten Hand des, der auf dem Thron saß.

Und da es das Buch nahm, da fielen die vier Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm und hatten ein jeglicher Harfen und goldene Schalen voll Räucherwerk, das sind die Gebete der Heiligen. Und sangen ein neues Lied und sprachen: Du bist würdig zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist erwürgt und hast uns Gott erkauft mit deinem Blut aus allerlei Geschlecht und Zunge und Volk und Heiden und hast uns unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht, und wir werden Könige sein auf Erden.

Und ich sah und hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron und um die Wesen und um die Ältesten her; und die Zahl war vieltausendmal vieltausend; und sie sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das erwürgt ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.

Und alle Kreatur, die im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und im Meer, und alles, was darinnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Und die vier Wesen sprachen: Amen. Und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an den, der da lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

 

Niemand, außer dem Lamm, das heißt Jesus, der Christus Gottes, ist würdig, Gottes, des Vaters, Ratschlüsse zu offenbaren. Nur Jesus hat göttliches Wesen; nur Er hat überwunden und den Preis gezahlt; nur Er ist der Erstling aus den Toten; folglich ist nur Er würdig, die Siegel zu öffnen. Erschütternde Tatsache: niemand sonst! Tröstliche Gewissheit: aber Er!

Welch ein Vergleich: der Löwe – das Lamm. Nichts anderes wird hier anschaulich gemacht, als was der Apostel Paulus an die Galater schreibt: „… welcher (Jesus Christus), obwohl er in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht wie ein geraubtes Gut zurück, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, dass in dem Namen Jesu sich beugen sollen, aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, dass Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes, des Vaters“ (Phil. 2,5-11).  

Wer kann das fassen: der Löwe wurde Lamm; Gott wurde Mensch; der Schuldlose nahm alle Schuld auf sich, um die Schuldigen von ihrer Schuld loszukaufen. Das ging aber nicht ohne Blutvergießen und Sterben. „… mitten … zwischen … stand ein Lamm, wie wenn es erwürgt wäre“ (Offb. 5,6).

Wir wissen, dass die irdische Abstammung Jesu aus dem Geschlecht Davids abzuleiten ist. Deswegen haben auch jene, die ihn als den Messias erkannten oder erahnten „du Sohn Davids“ genannt (Matth. 9,27). So gesehen ist Jesus das Reis, der Spross, der Zweig, der hervorbrach aus dem Stamme Isais, dem Vater Davids (Jes. 11,1). Aber in Wirklichkeit ist Jesus nicht der „Spross Davids“, sondern dessen Wurzel. Darum heißt es in Offenbarung 5,5 von Jesus, dem Löwen aus dem Geschlecht Judas, dass er „die Wurzel Davids“ ist. Aus der Wurzel kommt die Pflanze, nicht umgekehrt. Und in Jesaja 11,10 lesen wir: „Und es wird geschehen zu der Zeit, dass die Wurzel Isais steht zum Panier den Völkern, nach der werden die Heiden fragen …“   

Und welches Zeugnis konnte Jesus den Schriftgelehrten von sich selber geben? „Noch ehe Abraham ward, bin ich!“ (Joh. 8,58). 

Jetzt, im weiteren Verlauf der Aussagen über das Geschaute am großen Reichstag Gottes, erkennen wir auch den Rest der gewaltigen Szenerie. Johannes hört die Stimmen vieler Engel und berichtet: „… ihre Zahl war vieltausend mal tausend.“  Wie unvorstellbar für uns ist das Leben in den himmlischen Welten. Was immer auch die Bibel aussagt, uns bleibt nur eines heiligen Ahnen, solange wir noch an diese Erde gebunden sind. Aber dieses Ahnen sollte zu einem heiligen Sehnen werden. Paulus sagt: „… unser Wandel ist im Himmel“ (Phil. 3,20). Dort ist unsere wahre Heimat. Das werden alle begreifen, die in den Wunden des „Lammes Gottes“ Errettung und Seligkeit gefunden haben.

Johannes endet das 5. Kapitel mit der grandiosen Huldigung aller je von Gott erschaffenen Wesen, die da rufen: „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm sei Lob und Ehre und Preis und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit!“

Und wenn es da heißt „alle Kreatur“, dann kann es keine Ausnahmen geben. Das Lob Gottes, das von allen Wesen des Lichtes freiwillig erbracht wird, das wird auch von allen Wesen der Finsternis gefordert. „... alle Knie müssen sich beugen und alle Lippen müssen bekennen…“ (Phil. 2,9-10).

Das Erlebnis des Johannes am „Tage des HErrn“, der göttliche Reichstag, wie er in Kapitel 4 und 5 der Offenbarung beschrieben wird, und worüber wir in den vorhergehenden beiden Aufsätzen reflektierten, ist die klangvolle Ouvertüre zur Offenbarung der letzten Dinge an die Menschheit. Und bevor mit den Sendschreiben die Offenbarung an die „sieben Gemeinden“, und somit an die Gesamtgemeinde Jesu zu allen Zeiten, weitergegeben wird, kommt klar zum Ausdruck, dass die Majestät des lebendigen Gottes der allerhöchste Garant dafür ist, dass alles, aber auch restlos alles, was in der Offenbarung ausgesagt wird, in Erfüllung geht. Noch ehe die Gemeinden lesen und sich darüber verwundern, was alles an endzeitlichen Ereignissen die Menschheit erwartet, sollen sie das eine begreifen lernen: „… denn von IHM und durch IHN und zu IHM sind alle Dinge!“ (Kol. 1,16-17).