Gemeinde

Sieben Sendschreiben an den "Leuchter"

Noch ehe Johannes beginnt, den sieben Gemeinden die Offenbarung zukünftiger Dinge mitzuteilen, schreibt er ganz persönlich und individuell an den jeweiligen „Engel der Gemeinde“, was in diesem Fall Botschafter bedeutet.

Die Briefe gehen also an die verantwortlichen Hirten (Gemeindeleiter). Diese werden angesprochen, und über sie die Mitglieder der Gemeinden.

Die Anrede ist direkt. Jesus selbst spricht die Gemeinden an. Er lobt sie, er tadelt sie, er macht sie auf Gefahren aufmerksam, und weist immer wieder auf sein baldiges Kommen hin. Wie immer auch der Zustand der einzelnen Gemeinden ist, stets endet der Brief mit den Worten: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.“  Und jedes Mal folgt eine Verheißung, die mit der Bedingung verbunden ist: „Wer überwindet, dem will ich geben …“

Gemeinde Jesu steht immer in Verbindung mit dem, nach dessen Namen sie genannt wird. Der Zustand örtlicher Gruppierungen mag unterschiedlich sein, wie wir dies auch aus den Sendschreiben ersehen. Aber es ist unmöglich dort von Gemeinde Jesu zu reden, wo es sich um Gruppierungen handelt, die kein Verantwortungsbewusstsein Jesus Christus gegenüber haben. Gemeinden, wie einzelne Christen, können Fehler begehen. Sie können im Glauben und im Eifer zurückfallen, was auch immer die Ursache sein mag. Sie können in Verblendung leben oder lau und träge sein. Jedoch darauf angesprochen muss man erkennen, dass sie erschrecken, bereuen, ihren Schaden einsehen, auch wenn sie nicht gleich den Weg wissen und finden, aus der Misere herauszukommen. Das bedeutet, dass sie noch ein Verantwortungsbewusstsein haben und dass sie noch immer den Herrn Jesus Christus als ihren Herrn anerkennen. Wo das nicht der Fall ist, mag man viel Religion haben, mag man sich „christlich“ nennen und das Wort „Gott“ im Munde führen, mag man ganze Organisationen bilden oder unterhalten; das alles hat aber nichts mehr mit Gemeinde Jesu zu tun. Leib Christi ist die Summe aller jener Menschen, die „von neuem geboren wurden“ zu einer lebendigen Hoffnung. In welcher Gruppierung oder Gemeinde sie sich befinden, ist dann zunächst nicht ausschlaggebend.

Alle sieben Gemeinden Kleinasiens waren Christi Eigentum. Und um den krassesten Gegensatz herauszuheben: sowohl die Gemeinde in Philadelphia, die in keinem Stück getadelt werden musste, als auch die Gemeinde in Laodicea, die in der Gefahr stand, wegen ihrer Lauheit „von Jesus ausgespien zu werden“, waren Teil des „Leuchters“; Teil des „Leibes Christi“.

Die sieben Gemeinden Kleinasiens sind ein Beispiel für die Gesamtgemeinde Christi aller Jahrhunderte, deshalb dürfen wir folgern, dass die Offenbarung allen Gläubigen gegeben ist. Somit ist sie eine Prophetie für das Ende unseres Zeitalters und für die Zeit der Vollendung der Gemeinde Jesu. Die Gesamtgemeinde, durch alle Jahrhunderte hindurch, soll und muss auf diese Prophetie aufmerksam gemacht werden.

Es ist aber auch wichtig zu erkennen, dass die Offenbarung nicht nur für einige „privilegierte Leute“ geschrieben wurde, etwa für Theologen und Religionswissenschaftler, sondern für jedes einzelne Glied am „Leib Christi“. Unter gewissen Vorbehalten kann die Offenbarung von jedem Gläubigen verstanden werden, sofern er eine „Bekehrung zu Christus“ tatsächlich erlebt hat. Wenn auch Details im großen Gemälde erst mit dem Herannahen der Endzeit zu erkennen sind, so konnten doch vom Geist Gottes erfüllte Menschen zu allen Zeiten einen großen Nutzen aus dem Offenbarten ziehen. Eine Besonderheit in der Prophetie, absolut zeitunabhängig, ist, solange die neutestamentliche Gemeinde besteht, der ständige Hinweis wachsam zu bleiben.

Wie schon erwähnt ist den Überwindern einer jeden der sieben Gemeinden eine besondere Verheißung gegeben:

 

Ephesus: „… dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens.“

Smyrna:… dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tod.“

Pergamon: „… dem will ich geben von dem verborgenen Manna und einen weißen Stein, auf dem steht ein neuer Name geschrieben.“

Thyatira: „… dem will ich Macht geben über die Heiden … und will ihm geben den Morgenstern.“

Sardes:… der soll mit weißen Kleidern angetan werden und werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens und will seinen Namen bekennen vor meinem Vater …“

Philadelphia: „… den will ich machen zum Pfeiler im Tempel Gottes und will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes, den Namen des neuen Jerusalem … und meinen Namen den neuen.“

Laodicea:… dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen.“

 

Insgesamt sind es 12 Zusagen, die den Überwindern gemacht werden. Wenn diese auch auf die sieben Sendschreiben verteilt ausgesagt werden, so gelten sie der Gesamtgemeinde und mithin jedem einzelnen Gläubigen, vorausgesetzt, dass er am Ende ein Überwinder sein wird. Man kann die einzelnen Zusagen nicht voneinander trennen. Wer die Verheißung hat, vom „Baum des Lebens“ essen zu dürfen (Ephesus), dem wird auch kein Leid geschehen vom „zweiten Tod“ (Smyrna), der soll auch mit „weißen Kleidern“ angetan werden (Sardes) und wird mit Jesus auf „seinem Thron sitzen“ (Laodicea).

Die Verheißung im Schreiben an Smyrna: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben“ wird nicht unter den 12 Zusagen genannt, die jeweils nach dem Ausspruch gegeben werden: „…wer überwindet“. Denn die Krone des Lebens ist die Summe aller Zusagen Gottes an die Gemeinden. So fordert Jesus den Leiter der Gemeinde zu Philadelphia auf und sagt: „Halte, was du hast, dass niemand deine Krone raube!“ (Offb.  3,11). Wer die Krone des Lebens nicht empfängt, der hat auch nicht Anteil an einer der 12 detailliert geschilderten Verheißungen. Wer aber überwindet und empfängt die Krone des Lebens, der besitzt alle. So lesen wir denn auch in Kapitel 21,7: „Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein, und er wird mein Sohn sein.“   

Ich habe zuvor gesagt, dass schon zu allen Zeiten der Gemeinde Jesu die Menschen, die mit dem Geist Gottes erfüllt waren, einen Nutzen aus der Prophetie der Johannes-Offenbarung gezogen haben. Es kommt also darauf an, „wie nahe wir uns bei Jesus befinden“, um verstehen zu können. Wohl auch deshalb ließ der HErr die sieben Briefe an die Gemeinden schreiben, bevor er der Gemeinde Jesu in ihrer Gesamtheit die Offenbarung übergeben ließ. Sie sollten zuerst auf die Anrede Jesu achten, sich im Spiegel der Beurteilung betrachten, und korrigieren was zu korrigieren war. Wer außerhalb der gezogenen Linien als Christ marschieren will, dem wird am Ende die Offenbarung doch nur ein Buch mit „sieben verschlossenen Siegeln“ bleiben.

Die „Liebe zur Wahrheit“ führt „zur wahren Erkenntnis“. Wo aber die Liebe zur Wahrheit verlassen wird, da kann man leicht in Irrtümer fallen (vergl. 2. Thess. 2,11). Zur Wahrheitsliebe gehören auch Einsicht und Bußbereitschaft. Und diesbezüglich wird an die Gemeinden in den sieben Sendschreiben appelliert. Aufs Überwinden kommt es an. Über diesen Begriff kann man ein Buch schreiben. Ganz vereinfacht ausgedrückt, und dennoch ist es die Summe allen Überwindens, müssen wir sagen: „Überwinden heißt, an Jesus festhalten, bis Er uns aus dieser Welt herausholt.“