Gemeinde

Ich will meinen Mund im Zaum halten

Wir begegnen manchmal Umständen, die uns nicht gefallen und in angespannten Situationen gibt ein unfreundliches Wort das andere. Wie gehen wir mit dieser Herausforderung um, wie reagieren wir darauf? Wir können uns innerlich ärgern, wir können unseren Unmut laut zum Ausdruck bringen oder tun, was im Psalm 39: 2 geschrieben steht: 

„Ich habe mir vorgenommen: Ich will mich hüten, dass ich nicht sündige mit meiner Zunge; ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, solange ich den Gottlosen vor mir sehen muss.“

Psalm 52: 4-6:Deine Zunge trachtet nach Schaden wie ein scharfes Schermesser, du Betrüger! Du liebst das Böse mehr als das Gute und redest lieber Falsches als Rechtes. Du redest gern alles, was zum Verderben dient, mit falscher Zunge.“

In diesem Psalm geht es um David selbst. Gott züchtigt ihn wegen seiner Sünde. David fühlt sich unfair behandelt von Gott, erkennt dann aber, dass er nicht sündigen soll mit seiner Zunge.

„Zürnt ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn!“ (Epheser 4,26)

Was rede ich, wie rede ich, mit wem rede ich? Wenn das Herz aufgewühlt ist, neigen wir leichter dazu, schlecht über andere zu reden. In diesem Moment sollten wir an Psalm 39 denken. Hier wird die äußere und innere Not Davids beschrieben. Vermutlich war er krank und betete deshalb „Nimm deine Plage von mir, denn ich vergehe wegen der Schläge deiner Hand!“  

Wie es sich David in Vers 2 vornimmt, so sollen wir es auch machen. Denn die Zunge ist ein kleines Glied…ein kleines Feuer — welch großen Wald zündet es an! (Jakobus 3:5)

„Tod und Leben steht in der Gewalt der Zunge, und wer sie liebt, der wird ihre Frucht essen.“ (Sprüche.18,21) Lästern und verleumden soll fern von uns sein. Wir Christen repräsentieren Christus vor den Menschen und „Wenn man nichts Gutes über jemanden sagen kann, sollte man lieber schweigen.“ (Sprüche 15,4)

David wurde vom Geist Gottes zum Stille-sein angewiesen. „Ich schweige und tue meinen Mund nicht auf…“ (Vers 10)

David kommt wie Hiob zur Erkenntnis: Gott ist im Recht, er im Unrecht. Gott ist ewiglich, er ist vergänglich. Wie steht es mit uns?  Nehmen wir uns wichtiger als wir sind? Die Ursache seiner Erkenntnis war das Gefühl seiner Unzulänglichkeit und Schwachheit. Darüber hinaus hatte er aber auch die Erkenntnis Gottes, als des treuesten und mächtigsten Trösters und Helfer in der Not. (Ps 50,15)

Unsere Seele ist für Gott erschaffen. ER allein bleibt ewiglich unseres Herzens Fels und unser Teil (Psalm 73:26).

„Und nun, Herr, worauf soll ich hoffen? Meine Hoffnung gilt dir allein!“ (Psalm 39:8. Dass wir auf den Herrn hoffen dürfen, haben wir Sünder unserem Erlöser und Fürsprecher Jesus Christus zu verdanken.  Dem Tröster, dem Heiligen Geist verdanken wir, dass er uns auf die wahren Verheißungen Gottes hinweist und uns hilft Jesus zu vertrauen.

David war krank und fasste den Vorsatz zu schweigen und seinen Mund nicht aufzutun, denn er sagt: „Nimm deine Plage von mir, denn ich vergehe wegen der Schläge deiner Hand! Wenn du jemand züchtigst mit Strafen um der Sünde willen, so lässt du seine Schönheit vergehen wie die Motte — jeder Mensch ist nur ein Hauch! (Vers 11+12)

Er bekennt, dass sein Herz in ihm entbrannte und wenn er daran gedacht habe, dass gottlose Menschen vor seinen Augen frei herumlaufen und viel Böses tun, so sei er entzündet worden, und habe mit seiner Zunge geredet. Auch wenn er nicht gleich einsehen konnte, dass er den Gottlosen damit Unrecht getan hatte, so erkannte er doch, dass sein Eifer ein ungeduldiger Eifer war, und dass er mit seiner Zunge gesündigt hatte. Er nahm sich also in seiner Krankheit vor, sich ferner zu hüten, dass er nicht mehr so mit seiner Zunge sündigte und nicht zu zürnen, wenn er den Gottlosen vor sich sehen muss.

Vers 6: „Siehe, nur eine Handbreit lang hast du meine Tage gemacht…“ Das ist die kleinste Maßeinheit bei Gott. Vers 7: „Ja, als Schattenbild geht der Mensch einher; nur um Nichtigkeit machen sie so viel Lärm! Er häuft auf und weiß nicht, wer es einsammeln wird.“ Wie bei dem reichen Kornbauer. In Vers 10 fasste David auf ’s Neue den Vorsatz: „Ich schweige und tue meinen Mund nicht auf; denn du hast es getan“ oder „Du Herr hast’s gemacht und durch Zulassung die Welt so eingerichtet, dass in derselben viele Gottlose vor den Frommen herumwandeln und ihren Teil in dem irdischen Leben empfangen sollen. Warum sollten wir also darüber zürnen? Gott lässt es regnen über Fromme und Böse. 

Wir lernen daraus, warum Gott uns zuweilen durch Krankheiten aus dem alltäglichen Umgang mit Menschen und unserer Arbeit herausnimmt und uns in die Stille führt. ER gibt uns so Gelegenheit, etwas zu entdecken, das wir vorher nicht erkannt haben. ER will uns korrigieren, weil er uns liebt und will, dass wir lernen.  Doch kann ER auch in gesunden Tagen ein solches Gericht über den Menschen halten, was eine demütige Aufmerksamkeit erfordert. Haben wir uns auch in einem ungeduldigen Eifer und ungerechtem Richten über Gottlose vergangen, so wolle ER es uns offenbaren und uns vergeben.  Überhaupt wolle ER gnädig sein mit uns und uns wie das Feuer eines Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher reinigen und läutern wie Gold und Silber, damit wir IHM in Gerechtigkeit dienen können. (Maleachi 3: 2-3)

Ps. 39, Vers 13 HERR, höre mein Gebet und vernimm mein Schreien! Schweige nicht zu meinen Tränen; denn ich bin ein Fremdling bei dir, ein Gast wie alle meine Väter.“ David wohnt in dem verheißenen Land und sagt ich bin Fremdling, wie wir es auch in Hebr. 11,13 lesen: „…und bekannt, dass sie Gäste ohne Bürgerrecht und Fremdlinge sind auf Erden; …“

Deine Pilger sind wir, o Gott! Gott hat es so angeordnet, dass die Dinge um uns her sich in unaufhörlichem Wechsel bewegen, dass auch in unserem Innern Gefühle, Gedanken und Vorstellungen kommen und gehen und dass der Tod, die größte aller Veränderungen, die Reise beschließt. Aber ER überlässt uns nicht dem Gefühl dieser Vergänglichkeit, nicht der niederschlagenden Trauer, nicht der Verachtung des Lebens, die daraus hervorgehen können.

Offenbart hat ER uns das ewig Bestehende, nämlich sich selbst und die Ratschlüsse Seiner Liebe und Weisheit. Empfangen sollen wir dereinst, nachdem wir hier auf Erden nach Heiligung ringen, die Gemeinschaft mit IHM, dem Heiligen Vater in Seiner ewigen Stadt, die auf einem unwandelbaren Grund erbaut ist.

So sind wir auch schon Seine Bürger, sobald wir das Unvergängliche, wie ER uns dazu auffordert, ergreifen. Gebe Gott, dass wir stets IHN vor Augen haben, IHN, den Unvergänglichen, wenn Alles verschwindet, IHN den Unwandelbaren, wenn die Bewegung der irdischen Dinge uns fortreißt. Gebe ER, dass wir jagen nach dem vorgesteckten Ziel, nach der ewigen Heimat, für die wir bestimmt sind in der himmlischen Herrlichkeit bei unseren Herrn Jesus Christus. Und stärke uns Pilger, wenn wir ermüden, durch das Vorgefühl unsers Bürgerrechts in Seiner herrlichen Stadt, wo der Baum des Lebens ewig grünt und unvergängliche Früchte trägt. Amen.

Helmut Germann, 19.01.2025